NL001-004_036

Source: Alfred Wegener, Tagebücher, June 1906 – August 1908. DMA NL 001/004.

[036] sieht. Leider gilt dies auch für die Drachenaufstiege, und das ist ein Faktor, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Zu Haus ist es etwas anderes mit Nachtaufsteigen: Das Auge ist übersättigt von den Eindrücken des Tages, und so empfindet man nicht den Mangel in der Nacht. Hier aber ist es merkwürdig, bis zu welchem Grade dies Verlangen nach äußeren Eindrücken (namentlich für das Auge) geht. Mit dem allergrößten Interesse sieht man die Photographien, die man selbst angefertigt hat, durch, man blättert rastlos in allem möglichen Büchern, um Eindrücke zu finden. Ich glaube, daß eine populäre Astronomie sich ausgezeichnet als Lektüre für die Winternacht eignen würde. Man liebt die elende Petroleumlampe, die über dem Tisch hängt, und haßt alle Arbeit draußen in der Dunkelheit.
Ich glaube, bei einer künftigen Expedition sollte man für die Winternacht mehr solche Arbeiten planen, die sich bei Lampenlicht ausführen lassen, namentlich Schreibe- und Lese-arbeit, vielleicht auch etwas Rechenarbeit. Man befindet sich – es ist unglaublich, aber es ist doch so – dabei wohler als wenn man auf Arbeiten im Freien angewiesen ist, die im Winter doch sehr

[036] to see. This was unfortunately true of the kite deployments as well, which was a factor which I had not anticipated. At home it is different with the night-time deployments: the eye is so gorged from the impressions of the day that one does not sense the lack of light at night. Here, however, it is truly astounding the extent to which this need for external impressions (namely for the eye) takes over. One browses through one’s own photographs with such intense interest, one skims restlessly through any books available, just to find visual stimuli. I believe that a popular astronomy book would be excellent as reading material for the long winter night. One comes to love the weak little petroleum lamp hanging above the table and to hate all work outside in the dark. I think that on future expeditions, one should plan more work for the winter night which can be carried out under the light of the lamps, such as reading and writing work, perhaps also calculation work. One feels better—it is unbelievable, but that is really the case—doing this than if one is reliant on work to be done outside, which always ends up being very

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