NL 001-009_124

Source: Alfred Wegener, Tagebücher, June 1912 – July 1913. DMA NL 001/009.

[124] Wir haben auf diese Weise Löcher von 1, 2, 3, und 4 m Tiefe gebohrt, und hoffen auf ca 7 m zu kommen. Wir diskutieren noch immer eifrig über die Mechanik der Gletscherbewegung und sind dabei endlich zu einer wichtigen Entdeckung gekommen: die „Blaubänder“ sind Rutschflächen, genau dasselbe wie die „Druckschieferung“. Das Eis ist nämlich trotz aller modernen Strömungstheorie doch keine „vollkommene Flüssigkeit“, und springt daher bei zu starker Deformation. Diese einfache Erklärung – der Grundgedanke ist übrigens nicht neu – gibt, konsequent durchgeführt, eine überraschende Fülle von Aufschlüssen, und es ist eine wahre Freude zu sehen, wie jetzt alle unsere auf der Danmark-Expedition erhaltenen Bilder, denen wir damals noch ziemlich unverstehend gegenüber standen, verständlich werden. Es fällt einem wie Schuppen von den Augen!

[124] In this manner, we have drilled holes 1, 2, 3, and 4 m deep, and hope to eventually reach about 7 m. We are still eagerly discussing the mechanics of the glacier’s movement, and are now finally in the process of making an important discovery: the “blue strips” are sliding surfaces, just like “pressure cleavage.” Modern fluid theory aside, it is still not “entirely fluid” and will therefore crack, creating even greater deformities. This simple explanation—the basic idea is, by the way, nothing new—provides a surprising wealth of conclusions if one thinks it through logically, and it is a true joy to see how all the Danmark Expedition photographs, which we hadn’treally understood back then, are now becoming understandable. It is as though scales are falling from our eyes!

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